Pebbles

img0253Die Katze, die wir zweimal fingen

An einer unserer Futterstellen in Köln-Ostheim war uns im Spätsommer bereits ein Neuzugang aufgefallen. Zu diesem Zeitpunkt waren all unsere Pflegestellen - wie immer zu dieser Jahreszeit - mit Kätzchen und Jungkatzen überfüllt, so dass wir diese Miez nicht sofort einfingen, sondern sie uns leider nur für „später, wenn Platz ist“ vormerken konnten.
 
Am 31. Oktober 2006 war Platz auf einer unserer Pflegestellen und Margot und Edda fuhren die G.-Straße an um die süße schwarz-weiße Katzendame einzufangen. Das Katzenmädchen zierte sich nur ein wenig, sie war sehr menschenbezogen und neugierig und auch ohne große Scheu, so dass die zwei sehr schnell Erfolg meldeten und die Maus auf der Pflegestelle ablieferten.
 
Nun wurde diese Pflegestelle komplett aufgelöst, so dass unsere schwarz-weiße Kuhkatze nebst einem Grautigerchen mit Knickohr am Freitag, den 17. November 2006 von dort aus zu unserer Vereinstierärztin gebracht wurden um dort wiederum von Julia, der neuen Pflegestelle für die beiden, am späten Nachmittag abgeholt zu werden. So weit, so gut und bislang war die Welt noch in Ordnung.
 
Ich war gegen 17:15 Uhr daheim und begann direkt einige notwendige Telefonate zu führen, als dann auch noch mein Handy klingelte und unsere Elke mir im Stenostil mitteilte, dass unsere Kuhkatze abhanden gekommen ist. Julia war mit dem Auto nach Hause gefahren, hatte einige Meter vor der Haustüre geparkt, die 2 Kennels dem Auto entnommen, war einige Schritte gegangen als es „einen Knall tat“, sich die Transportkorbtüre öffnete und Pebbles die Flucht ergriff. Und das Mitten in der Stadt in der Schaevenstraße …. mir standen augenblicklich die Haare zu Berge, ich würgte das Telefonat auf dem Festnetz ab, klappte mein Handy zu, rief umgehend Julia auf ihrem Handy an und begann damit in einen Pullover, eine Jacke, ein Paar Schuhe zu hüpfen, während ich Julia am anderen Ende hinter der Miez her rennen hörte, hörte, wie sie die Kleine lockte, nach ihr rief und immer wieder berichtete, wie die Katze von einem Auto unters nächste lief und letztendlich im Tiefgaragenparkdeck der Schaevenstraße durch ein Rolltorgitter spurlos verschwand. Julia sah die Katze nicht mehr und stand atemlos vor dem Gitter. Ich hatte währenddessen Katzenfutter, eine Gabel und Taschenlampen zusammengesucht und mir eine Katzenfalle ins Auto geworfen. Da Julia die Katze nicht mehr sah, bat sich sie nun erst einmal nach Hause zu laufen und das Tigerchen, was immer noch im Treppenhaus „geparkt“ war, in die Wohnung zu bringen und dann sofort ans Parkhaus zurückzukehren, wohin ich nun unterwegs war.
 
Mittels Handy versuchte ich nun zu erreichen, wen immer ich vom Verein erreichen konnte. Alle waren unterwegs wie mir schien. Keine Ahnung, wie ich es schaffte, aber durch den dicksten Berufsverkehr war ich kaum 20 Minuten später bei Julia am Parkhaus. Sie zeigte mir, wo die Kleine hineingelaufen war und verzweifelt stellten wir fest, ohne entsprechende Chipkarte war kein Einlaß möglich. Das Bürogebäude war dunkel, auf dem oberen Parkdeck kein Mensch zu sehen.
Wer konnte nun weiterhelfen … helfen … die Polizei, dein Freund und Helfer. Gut, ich rief die Polizei an und die Stimme am anderen Ende der Leitung versprach jemanden zu schicken. Kurz darauf sah ich, dass eine Dame auf dem Parkdeck ihr Auto bestieg, ich lief hin, fragte, ob sie wisse, wie man in die Tiefgarage käme. 
 
Die Frau verriegelte sich in ihrem Wagen, anscheinend dachte sie, ich plane einen Überfall. Erst als ich mich mit der Taschenlampe anstrahlte, erkannte sie wohl ein Wesen gleichen Geschlechtes und ließ 3 cm der Windschutzscheibe herunter um mir auf meine Frage hin mitzuteilen, dass es im Objekt einen Hausmeister gäbe. Diesen versuchte ich nun aufzutreiben, Julia hindessen saß vor dem Rolltor der Tiefgarage, durch das sie in die Garage hinein und hinten zu einem gleichen Rolltor wieder hinaussehen konnte. Sollte sich unsere Miez noch hierin befinden, so würde Julia sie sehen wenn sie versucht die Garage zu verlassen.
Ich klingelte an der riesigen Gewerbeklingelplatte an der einzigen Klingel, die beschriftet war, es war nicht der Hausmeister, aber jemand wollte mit der Chipkarte für das Rolltor herunterkommen. Als ich mich umdrehte, da ich ja immer noch das Eintreffen der Polizei erwartete, kam mir jemand entgegen, der sich nun bei nachfragen als Hausmeister entpuppte. Mein Anliegen vorbringend wurde ich direkt auf gut kölsch unterbrochen „…. dat jeht nit, in die Jarage kütt keener rin und für su jet, sowieso nit…“. Klasse dachte ich, das wird nett hier heute Abend und antwortete, jedes Tor, was runterginge, müsse auch wieder hochgehen und da eh gleich die Polizei käme um zu helfen, könne man dies in einem mit abklären. Manche Worte wirken umgehend, der Mann wurde auf einmal kooperativ.
 
Mit der inzwischen eingetroffenen Polizei liefen wir hiernach 3 Untergeschosse der Tiefgarage ab. Da dort kaum Wagen geparkt waren, war die Sache sehr übersichtlich und wir stellten rasch und enttäuscht fest, dass unsere Katze diese Garage verlassen hatte. Nur …. durch welches Rolltor … und in welche Richtung?
 
Wir tippen darauf, dass sie da wo sie rein ist auch wieder raus ist und schlugen uns direkt in die nächste Straße wo wir an das Gelände der Humboldtschule stießen. Nix zu sehen und alles ist auch hier vergittert.
 
Mein Handy klingelt, Margot, die von mir ebenfalls alarmiert worden war, ist inzwischen an der Tiefgarage eingetroffen und sucht uns, so dass wir zurückgehen und dann zu Dritt alle Straßen und Seitenstraßen planmäßig ablaufen. Nach über einer Stunde sind wir uns einig, das bringt nicht mehr wirklich viel. Wir haben das Schulgelände nun von der anderen Seite erreicht und können so den Schulhof und die Anbauten sowie das ganze Grüngelände drum herum absuchen.
 
Es ist inzwischen nach 20:00 Uhr, ich habe Migräne und Magenschmerzen vor Sorge um die Katze und vor lauter Hunger und überlege ob es Sinn macht weiterzusuchen, keine Katze weit und breit zu sehen, nur die, die mir gerade auf dem Schulhof entgegenkommt und nicht nur so aussieht wie unsere Maus, nein, SIE IST ES. 
 
Die Kleine kommt mir mit meinem freundlichen „Mau“ entgegen, ich gehe in die Hocke, sie läuft weiter auf mich zu und schnüffelt an meinem weit ausgestrecktem Arm. Keine Chance sie zu greifen, ich schnappe trotzdem nach ihr und mit einem Hopser ist sie 2 m weiter weg. Übers Handy rufe ich Julia und Margot aus den anderen Ecken des Schulgeländes zusammen.
 
Pebbles sitzt inzwischen an den Müllcontainern des Schulhofes  und putzt sich gemütlich. Wir öffnen die Futterdose, wir locken, wir rufen, wir schmeicheln. Sie läuft hierhin, sie läuft dahin, sie springt durch die diversen Schulhoftore raus und wieder rein. So schnell kommen wir nicht ständig ums Gebäude herum, wir legen uns auf den Rücken und schieben uns an den tiefsten Stellen (das sind immer die, wo die tiefen Regenpfützen sind…) unter den Toren durch. Wir knien in Nesseln und robben durch Gebüsche, immer begleitet von unserer niedlichen kleinen Kuhkatze, die sich fröhlich die Krallen wetzt, sich die Pfötchen putzt und sich an den Bäumen schubbert. 
 
Sitzt sie irgendwo in Ruhe, so lässt sie uns auf Armeslänge herankommen, unter einem Gebüsch hinter einem Geländer schleiche ich mich heran und greife nach ihr. Mit den Fingerspitzen komme ich noch an den Rücken als sie auch schon wieder weghopst und der laute Knall, den ich höre, das sind die im Weg befindlichen Geländerstäbe, die sich gerade in meine Stirn schlagen. Pebbles ist nie panisch, nur vorsichtig, nie verängstigt, nur auf sicherem Abstand.
 
Gegen 22:45 Uhr sind wir entnervt, enttäuscht und frustriert. Unsere aufgestellt Katzenfalle wird keines Katzenblickes gewürdigt, warum auch, Hunger wird sie jetzt noch nicht haben. 
Irgendwohin ist sie verschwunden, wir merken aber, sie will auf dem Gelände mit dem vielen Grün bleiben. Was nun tun?
 
Margot schlägt vor 2 Futterstellen zu errichten, am kommenden Tag nachzuschauen, wo gefressen wurde und dann die Katzenfalle dort aufzuschlagen. Es widerstrebt uns das Schulgelände zu verlassen, wir haben unsere Pebbles zwar nicht, aber wir wissen sie ist hier und wir sehen sie. Wir wollen sie ungern hier alleine lassen. Es raschelt im Gebüsch, sie läuft an uns vorbei ins nächste. Ich starte den letzten Versuch und …. sie maut mich an und hüpft davon. Wir geben für heute auf, deponieren unser Futter, sammeln alles zusammen und fahren heim. Um Mitternacht falle ich auf mein Sofa und brauche 3 Schmerztabletten, mir brummt der Schädel und ich bin eiskalt und durchnässt. Den anderen wird es kaum besser gehen.
 
img0252Samstag, der 18. November 2006: 
Margot schlägt gegen Mittag auf dem Gelände die Katzenfalle auf. Sie hat vorher den Hausmeister des Geländes informiert um jedem Ärger aus dem Wege zu gehen. Aus einem der 2 Schälchen war etwas Futter weggefressen worden, unsere Pebbles indes war nicht zu sehen. 
Nach einer kurzen Telefonrundrufaktion steht unser Termin für 19:00 Uhr am Abend. Entweder sie ist in der Falle oder wir versuchen es weiter per Handfang oder mit dem Kecher. Julia muss arbeiten, Elke und Günter kommen mit. 
Elke fängt per Hand am besten, wir sind froh, dass sie dabei sein kann. Kaum haben wir unsere Autos vor dem Schulgelände geparkt sehen wir unsere Pebbles munter durch das Gebüsch an der Straße laufen.
Wir müssen von der anderen Seite auf den Schulhof und sie kommt uns quasi schon entgegen, läuft von einem Busch unter den nächsten. Wir leuchten mit den Taschenlampen hinterher, wir locken, wir rufen, wir warten. Nichts, rein gar nichts, sie spielt mit uns „Katz und Maus“ und ist immer eine Pfote vor uns aber niemals „zum Greifen nahe“.
 
Knapp eine Stunde später haben wir sie in einem dicken Busch umzingelt. Das hört sich zwar gut an, aber das Gebüsch ist so dicht, so tief und so groß, wir kommen an keiner Seite so an sie heran, als dass wir sie greifen könnten.
 
Beim Hineinkrabbeln in den Busch stellt Elke fest, dass es auf dem Schulgelände wohl auch Hunde gibt, sie kniet wohl in einer „Hinterlassenschaft“, ich liege inzwischen auf der anderen Seite in den Nesseln und meine Jeans und meine Jacke saugen irgendein Pfützenwasser in sich auf, Margot und Günter leuchten den Busch aus, locken mit Futter, Minze und allem. Die Baldrianflasche in meiner Jackentasche ergißt sich beim Öffnen fast komplett über meine Hände und ich frage mich allen Ernstes, wie Katzen diesen Gestank attraktiv finden können.
 
Irgendwann hat Madame keine Lust mehr auf den dicken Busch und wetzt fröhlich wieder quer über den Schulhof in Richtung Container. Elke hinter ihr her samt einer Spielmaus an einer langen Schnur, ich laufe weiter rechts in Richtung Tor um zu verhindern, dass sie das Gelände wieder durch dieses verlässt. Günter und Margot bleiben mit dem 400er-Transportkorb zurück und blockieren den Weg in die andere Richtung.
 
Ich sehe nichts mehr im Dunkeln und leuchte die Büsche an der Hauswand hinter den Containern ab während ich Elke leise mit der Maus reden höre. Sie spielt mit ihr mit dem Mäuschen an der lange Kordel.
Dann höre ich nichts mehr und auf einmal nur einen lauten Schrei „… ich hab sie, los den Kennel her…..“, Elke rennt über den Schulhof, die Kleine fest im Nackengriff, Margot und Günter rennen ebenfalls, nämlich mit dem Transportkorb auf Elke zu. Wir treffen uns sozusagen in der Mitte und 7 Hände schlagen den Korb zu, ohne Rücksicht auf die 8. Hand, nämlich die von Elke, die nun auch mit im Transportkorb ist. Egal … wir sind froh, wir sind glücklich und wir sind erleichtert. Wir haben sie wieder!!!! Aus diesem Transportkorb ist jedes Entkommen unmöglich, das sieht nun auch die Kleine ein und maunzt uns beleidigt an.
 
Julia wird sofort angerufen und sie ist gerade Zuhause eingetroffen, so dass wir Pebbles umgehend bei ihr abliefern können.
 
Ein wenig schüchtern und reserviert, aber sonst sehr freundlich verlässt sie den Transporter, wir werden keines großen Blickes mehr gewürdigt, haben wir ihr ja auch gründlich den Kurzausflug vermasselt.
 
Viele mögen beim Lesen denken „Nun ja, wie kann denn das passieren, und dann auch noch einem Tierschutzverein?“
 
Es geht ganz schnell und immer dann, wenn niemand damit rechnet. Ein wenig Hektik, ein wenig Unaufmerksamkeit, den Transportkorb nicht richtig eingerastet, vielleicht hat sich im Auto durch die Fahrtbewegung ein Verschluss gelöst. Vielleicht saß die Katze beim Tragen ganz vorn am Eingang und der Verschluss ist „weggesprungen“. Wir wissen nicht, was genau geschehen ist, wir kennen aber die Gefahren eines Katzentransportes.
 
Sichern Sie Ihre Tiere beim Transport! Nehmen Sie hochwertige Transportkörbe und keine Billig-Plastikware. Sicher sind Vari-Kennels (Flughafentransporter), sicher sind auch stabile Transportkörbe mit Metallverriegelung. 
 
Tragen Sie den Korb am Körper und schlenkern Sie ihn niemals neben sich am Tragegriff herum. Bastkörbe sind das denkbar ungeeigneteste für einen Katzentransport, Katzentragetaschen sind nicht wirklich zu empfehlen, Reißverschlüsse und Stoffe unterliegen einem großen Verschleiß.
 
Egal wer auch immer den Transporter verschlossen hat …. Vergewissern Sie sich, dass er tatsächlich zu ist. Kontrollieren Sie dies nochmals nach, bevor Sie ihr Tier aus dem Auto herausholen, während der Fahrt kann sich ein Verschluss gelockert haben.
 
Vorsicht ist hier immer besser als Nachsicht. Auch wenn sie belächelt werden, Sie tun es für die Sicherheit Ihrer Katze und wir gönnen keinem Verfolgungsjagden wie wir sie in diesem Falle hatten.
 
Gabriela Kelterbaum - 21. November 2006

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